In den letzten Wochen hatte die Redaktion des Landau-Kuriers einige Interviews mit Vorstandsmitgliedern, Spielführern und Trainerteams geführt, die von den Leserinnen und Lesern sehr positiv aufgenommen wurden. Dieser Zyklus wird heute erstmal abgeschlossen.
Heutiger Interviewpartner ist eine bekannte Persönlichkeit, die den VfR wie kaum ein anderer kennt. Die Rede ist von Andreas Friedsam. Die Redaktion sprach mit Andreas über die Geschichte des Vereins, die VfR-Hymne und seine damalige Tätigkeit als VfR-Geschäftsführer.
Landau-Kurier (LK): Hallo Andreas! Schön, dass es mit dem Gespräch geklappt hat. Wie geht’s dir in dieser schier endlosen Zeit der Pandemie?
Andreas Friedsam: Danke der Nachfrage, mir geht es nach meiner erfolgreich durchgeführten Krampfader-OP im Februar wieder gut. Corona samt Begleitumstände nerven mittlerweile schon sehr. Umso wichtiger ist es, dass wir alle gesund bleiben und die Pandemie gut überstehen. Man sehnt sich nach über einem Jahr schon danach, dass alles wieder „normal“ wäre. Die bis Februar 2020 selbstverständlichsten Dinge scheinen aktuell leider allerdings noch sehr weit weg. Man vermisst einfach das Beisammensein und damit natürlich auch die „VfR-Familie“. Ohne Zuschauer ist der Fußball weder im Profi- noch im Amateurbereich der emotionale Sport, der uns so begeistert.
LK: Vor gut 11 Jahren hast du maßgeblich die Vereinschronik zu Papier gebracht, die auch von unserer Redaktion zum 90-jährigen Jubiläum genutzt wurde. Wie kam es dazu und was sind für dich persönlich die Highlights der Vereinsgeschichte?
Andreas Friedsam: Vereinsgeschichte ist wichtig, denn die Vergangenheit hat jeden Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Da ich auch jahrelang die alte Homepage des VfR gepflegt habe, wollte ich unbedingt eine Chronik des VfR Fischenich verfassen, damit sich neue Mitglieder und Interessierte über die Vereinsgeschichte informieren können. Als ich dann vor einigen Jahren von Franz-Josef Olligschläger (Nachbar und ehem. Vorsitzender des VfR) die Festhefte zum 25- und 30-jährigen Bestehen des VfR Fischenich bekam, war dies die perfekte Grundlage, um eine Chronik auf die Beine zu stellen.
Das Highlight in sportlicher Hinsicht war mit Sicherheit die goldene Bezirksligazeit in den 1970er Jahren, als regelmäßig 500 Zuschauer auf der Landau die Meisterschaftsspiele verfolgten und es für jeden Gegner unangenehm war, nach Fischenich zu kommen. Das musste u.a. auch die zweite Amateurmannschaft des 1. FC Köln spüren. Leider hat es rückblickend nicht ganz für den Aufstieg in die Landesliga gereicht. In der jüngeren Vereinsgeschichte war sicherlich der Kunstrasenplatzbau enorm wichtig für die Fortentwicklung des Vereins samt Nachwuchsförderung.
LK: Viele Mitglieder kennen die Vereinshymne “Blau weiße Fahnen”. Wie kam es seinerzeit zur Hymne und könnte man nicht diese mal als Lied aufnehmen?
Andreas Friedsam: Ich denke, dass die Hymne heute nicht mehr allzu viele kennen, was ich persönlich sehr schade finde. Denn nicht jeder Verein kann von sich behaupten, ein eigenes Liedchen zu haben, auch wenn es nur aus einer Strophe besteht. Ich habe es Ende der 1990er Jahre als Jugendlicher kennen und singen gelernt, da ich schon relativ früh bei der Ersten Mannschaft mittrainiert und auch die Spiele verfolgt habe. Nach den Siegen wurde das Lied regelmäßig in der Kabine und in den Kneipen gesungen. Natürlich auch auf verschiedene Mannschaftstouren. Eigentlich müsste man die Weitergabe des Liedes in irgendeiner Art und Weise besser pflegen, z.B. durch T-Shirts mit dem Refrain oder auch durch eine Tonaufnahme. Dazu braucht man allerdings Kontakte zur Tonbranche oder jemanden im Verein, der beruflich mit so etwas zu tun hat. Ob und wenn in welcher Form eine Aufnahme möglich wäre, kann ich leider nicht beantworten.
LK: Du schnürst seit letztem Sommer für die Dritte Mannschaft wieder selbst die Fußballschuhe. Wie gefällt es dir und wie siehst du allgemein die sportliche Situation im Verein?
Andreas Friedsam: Dass ich bei der Dritten Mannschaft spiele, hat sich irgendwie einfach so ergeben und bis zum Corona-Lockdown hat es auch unheimlich Spaß gemacht. Mit dem größten Teil der Mitspieler habe ich entweder in der Jugend, bei den Senioren oder später bei den Alten Herren schon in einer Mannschaft zusammengespielt.
Soweit wie ich das beurteilen kann, ist der VfR Fischenich in seiner heutigen Form und Größe ein gesunder Kreisligaverein. Ich bin froh, dass sich die Erste Mannschaft sportlich erholt und eine bis dato sorgenfreie Saison in der Kreisliga B gespielt hat. Dies sollte auch in Zukunft der Anspruch sein, nämlich nicht in Abstiegregionen zu geraten und darüber hinaus den ein oder anderen Gegner von der Tabellenspitze zu ärgern. Es muss wieder für jeden Gegner unangenehm sein, auf der Landau anzutreten und was mitzunehmen. Auch der Unterbau in der Jugend sah bis dato hoffnungsvoll aus. Ich fand es sehr schade, als ich gehört hatte, dass die A-Jugend in der nächsten Saison nicht geschlossen in den Seniorenbereich wechselt. Vielleicht geht ja noch was.
LK: Du warst jahrelang Geschäftsführer im Verein und hast dabei die Dinge entscheidend mitgestaltet. Wie bewertest du rückblickend diese Zeit und könntest du dir in Zukunft noch einmal eine Aufgabe im Verein vorstellen?
Andreas Friedsam: 2003 bin ich mit 19 Jahren als Geschäftsführer mit eingestiegen, weil ich mich dafür interessiert habe und den Verein unterstützen wollte. Von Plakatverteilung über Verbands- und Passangelegenheiten bis hin zur Vereinsvertretung bei Spruchkammerverhandlungen. Das ist von Jahr zu Jahr umfangreicher geworden und eine ganze Zeit lang blieb vieles davon an mir alleine hängen. So lange es Spaß gemacht hat, habe ich diese Dinge auch gerne für den Verein gemacht, aber zum Schluss hat es einfach nicht mehr gepasst. Vielleicht habe ich es rückblickend zu lange gemacht, wenngleich die hilfreiche Unterstützung mir persönlich manchmal gefehlt hat. Es waren sehr intensive Jahre, die ich nicht missen möchte und ich bin dem VfR immer noch sehr verbunden. Wenn man mich etwas fragt, helfe ich gerne weiter. Aber eine offizielle Vorstandsarbeit kann ich mir aktuell nicht vorstellen. Aber man soll bekanntlich niemals nie sagen.
LK: Wo siehst du den Verein in zehn Jahren und warum nennt man dich “Mr. VfR Fischenich”?
Andreas Friedsam: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Ich hoffe, dass der VfR in zehn Jahren zu den elitären Vereinen gehört, die seit über 100 Jahren bestehen und dann entsprechend ein riesiges Jubiläum gefeiert wird. Die Mitgliederzahlen werden hoffentlich weiter stabil bleiben und sportlich wäre es schön, wenn man sich kontinuierlich weiterentwickeln kann.
“Mr. VfR Fischenich” werde ich u.a. von langjährigen Mitstreitern genannt. Es ist schon richtig, dass man meine Person bzw. den Namen im Dorf oder auch in Fussballerkreisen mit dem VfR verbindet. Mein Opa, mein Vater und auch mein Onkel haben ebenfalls für den VfR gespielt. Übernächstes Jahr bin ich 25 Jahre im Verein. Wenn man jahrelang aktiv Fussball im selben Verein gespielt hat, zudem dort 15 Jahre ehrenamtliche Vorstandsarbeit geleistet hat, dann ist es normal, dass man eine gewisse Verbundenheit mit mir und dem VfR Fischenich herstellt.
Ich wünsche dem Verein jedenfalls, dass er sich stets im Sinne seiner Gründer fortentwickelt und auch noch in vielen Jahren zum Wohle des Fußballsports bestehen wird.